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.Hans sah es zu spät, zu spät bemerkte er,daß er das hätte tun müssen.Sollte er sich jetzt auch einsbesorgen? Das wäre peinlich gewesen.Da rief aber Anne demfür dieses Fest verpflichteten Mixer zu, er möge eins für Hans(»für meinen Freund«, sagte sie) herüberreichen; die Köpfe derGäste kreisten zu ihm hin, um auch ihm ihr Lächeln zu zeigen,weil Anne ihn ihren Freund genannt hatte.Hans nahm das Glasin Empfang, was aber sollte er mit der Frucht machen, die daim kristallenen Getränk schwamm? Sah aus wie eine Olive.Obman sie aß? Er wollte zuerst beobachten, wie die anderen,geübteren Partybesucher mit dieser Olive fertig wurden.Einigeließen sie tatsächlich im Munde verschwinden, andere ließensie auf dem Grunde des Glases zurück.Welche hatten es nunrecht gemacht? Hans war überzeugt, daß sich entweder dieeinen oder die anderen eine Blöße gegeben hatten, denn es warunvorstellbar soviel hatte er doch schon von städtischenManieren gehört , daß man diese Frucht behandeln konntegrade wie man wollte.Entweder war es schicklich, sie zuschlucken, oder es war lächerlich und unfein.Hans nippte vondem Getränk.Es schmeckte bitter.Das brachte ihn auf denGedanken, das Glas mit der Frucht halbvoll auf eines dervielen Tischchen zu stellen und dort stehenzulassen, das wareine Lösung, die ganz sicher nicht gegen den Brauch verstieß.Inzwischen hatte sich der Klumpen, dem er vorgestellt wordenwar, mit Anne von der Bar wegbewegt, er trieb jetzt frei in dieHalle hinein, wo da und dort kleinere Klümpchen standen,Gläser in der Hand und das Lächeln im Gesicht, das er schonvon der Bar her kannte.Leichtfüßig huschten dieServiermädchen hin und her, spähten dabei sorgfältig in alleGesichter, die sie passierten, ob nicht in dem oder jenem Blickein Wunsch zu bemerken wäre, den sie mit ihren Tablettserfüllen könnten.Die einen trugen vielerlei Gebäck, dieanderen mehrere Arten von Getränken.Hans bemerkte, daßman nie lange auf einem Punkt stehenblieb, er sah auch, daßman sich in regelmäßigen Abständen umzuschauen hatte, obman nicht jemandem den Rücken zeigte; das schien ein ganzunerträglicher Zustand zu sein, man hatte dann sofort so vieleSchritte rückwärts zu tun, daß man an die Seite dessen kam,dem man gerade noch den Rücken zugewandt hatte.Ausdiesen und ähnlichen Regeln ergab sich eine ruhig hin und herflutende Bewegung in der Halle, in die Hans aber trotz allseiner Bemühungen keinen rechten Einlaß fand.Er tatmanchmal ein paar schnelle Schritte, blieb unvermittelt stehen,wich aus, sah sich um, heftete seine Blicke auf die überall ausgroßen Vasen strahlenden Blumen, wandte sich besonders denBodenvasen zu, weil in ihnen die schönsten und größtenBlumen standen, Blumen, wie er sie noch nie gesehen hatte,die er aber jetzt, sosehr er sie anstarrte, leider gar nicht sah; ermußte trachten, möglichst nahe an der Wand zu bleiben, an derWand entlang zu gehen, weil er da am wenigsten in Berührungkam mit den vielen fremden Leuten, und dann hingen an denWänden doch die Bilder von Frau Volkmann, die er anstarrenkonnte, als interessierten sie ihn ungeheuer.Anne war mitihrem Klumpen weiter in die Halle hineingeschwommen.Wahrscheinlich hatte sie ihn vergessen.Wie lange sollte dasbloß noch so weitergehen, dieses Hinundherpendeln mitflüsterndem Gerede, das dann und wann durch ein rasch aufglucksendes Frauenlachen unterbrochen wurde? War das dieParty? Und Frau Volkmann? Sie war noch gar nicht da.AberHerr Volkmann, o je, der steuerte gerade auf ihn zu, einengroßen hageren Herrn mit sich schleifend, wer war dieserflattrige Hüne bloß? Ja, kein Zweifel, sie hatten es auf ihnabgesehen, rasch die Hände an der Hose abgewischt, ganzunauffällig, und das Lächeln ins Gesicht, er hatte ja zu Hausevor dem Spiegel ein Gesicht ausprobiert, das ihm passendschien für eine vornehm-gesellige Veranstaltung, er hatte es solange geübt, bis er es ohne Spiegel, nur nach denSpannungsempfindungen in den einzelnen Gesichtspartien,zustande gebracht hatte; dieses Lächelgesicht stellte er jetzt herund sah den Herren entgegen.Ach, und eine Frau hatten sieauch noch dabei.Wieder eine Vorstellung, aber diesmal ginges schon besser.Dr.ten Bergen und seine Frau.Rundfunk- undFernsehintendant.»Sehr angenehm.Sie sind also der neueKritiker«, sagte Herr ten Bergen und sah Hans mit großen, fastganz weißen Augen an.Das wenige Blaßblau seiner Pupillenverschob sich beim Sprechen so häufig unter die oberen Lider,daß man es auch dann kaum mehr bemerkte, wenn es einmal inNormallage war.Die kleine Frau an seiner Seite lächelte undsagte, mit einem Kritiker müsse man trinken.Herr Volkmannund Herr ten Bergen lachten, Hans versuchte es auch.»Ich darfSie also Ihrem Gegner überlassen«, sagte Herr Volkmann undtrippelte rasch weg.Nun begann ein Gespräch, das Herr tenBergen ganz allein bestritt.Seine Rede war ein pausenlosernasaler Gesang, den er mit schräggestelltem Kopf ohne jedeMühe von sich gab.Ein einziges Legato von Anfang bis Ende.Luft holte er nicht nach einem Wort oder gar nach einem Satz,sondern während er ein Wort aussprach, teilte er es, stieß denletzten Rest der noch vorhandenen Luft mit dem Wortanfangheraus und sog mit dem nächsten Vokal wieder neue Luft ein.Eine wahrhaft artistische Leistung.Am Wendepunkt vom Aus-zum Einatmen war allerdings ein kleines Röcheln nicht zuvermeiden.Sonst aber rauschte einem dieser Gesang wohligins Ohr, vermochte jedoch nie bis ins Innere des Kopfes zudringen.Es waren Wellen, die hoch aufschlugen, eine glitzerndaufschäumende Brandung; sie erreichte aber den Strand nicht,von dem aus man ihr entgegensah, die Wogen schlugen vorherüber sich selbst zusammen und gebaren aus sich neue Wogen,die den gleichen Lauf nahmen.Hans beschloß, regelmäßig zunicken
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