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.«256Aber sicher nur anfangs, danach läuft alles wie von selbst.Und wenn sich negative Gedanken und Gefühle einmalnicht kontrollieren lassen, greift man zu massiverenMitteln.Man schreibt, sofort wenn diese unerwünschtenZustände auftauchen, gegenteilige Annahmen auf einStück Papier.So einfach führt man umfassendePerspektivänderungen herbei, und das Beste ist:»Niemand muss befürchten, fortan für immer mit Stiftund Block seinen depressiven Vorstellungen auflauern zumüssen.[& ] Schnell wird die Kontrolle der dunklenGedanken und Empfindungen zur Gewohnheit.Bei dieserNeuprogrammierung der grauen Zellen wird offensichtlichdas Vermögen der linken Stirnhirnhälfte trainiert,negativen Emotionen innerhalb einiger Zehntelsekundennach ihrem Auftreten Herr zu werden.«257Wenn die Therapeuten dieser Welt doch nur von solcheinfachen, schnellen und wirksamen Methoden und dersagenhaften Möglichkeit wüssten, Emotionen innerhalbvon Zehntelsekunden zu kontrollieren! Die Krankenkassenkönnten die Milliarden einsparen, die sie für Psycho-therapien verschwenden.Wer dann noch ein »Glückstage--215-buch« führt, der erkennt ganz einfach, wie glücklich erschon ist, ohne es bisher bemerkt zu haben.Schädliche AussagenNiedlich erscheinen solche Thesen, aber es findet sichauch äußerst Fragwürdiges in Kleins Buch.Bedenklicherscheint beispielsweise seine Aussage:»Negative Emotionen wie Wut oder Trauer verschwin-den nicht, wenn wir sie ausleben, sondern wir verstärkensie dadurch sogar noch [& ].Dagegen ist es möglich - undfür das seelische Gleichgewicht weit besser -, solcheEmotionen bewusst zu kontrollieren.«258Solche Aussagen können grob missverstanden werden,wie der Auszug aus einer Leserrezension bei amazon.dezeigt.Der Leser fasst Kleins oberflächliche These zu derAussage zusammen: »Ausweinen und Wut rauslassen istschädlich, das ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen.«Wir können also in Zukunft auf Tränen und Trauerverzichten und uns nur noch den guten Gefühlen widmen.Dem erfahrenen Therapeuten dreht sich ob solcher Thesender Magen um.Das Positive im NegativenInsgesamt gesehen erscheint mir Kleins Handhabung derso genannten »schlechten Gefühle« als ein Meisterstückan Oberflächlichkeit und Ignoranz.Denn was man unter»schlechten Gefühlen« verstehen soll, sagt erbeispielsweise nicht; ebenso wenig wie er begreift, dass sogenannte schlechte Gefühle ebenso gute Auswirkungen-216-haben können.Nehmen wir als Beispiel einen Angestellten, der geradeeinen Schritt auf der Karriereleiter erklommen hat.DerMann müsste eigentlich zufrieden sein, erlebt aber stau-nend, wie sich seine Stimmung von Monat zu Monat trübt.Er wird zunehmend unzufrieden, was er als negativ erlebt.Was soll er nun mit seinen schlechten Gefühlen anfan-gen? Folgt er Stefan Klein, wird er ein Glückstagebuchführen, um einen Perspektivwechsel herbeizuführen unddas Gewohnte aus immer neuen Perspektiven zu sehen.Zugleich wird er versuchen, die »negativen« Gefühle zumissachten.Doch kann ihm das überhaupt gelingen - undwäre es gut?Wahrscheinlich wäre es klüger, nach den Informationenzu suchen, die sich hinter den störenden Gefühlenverbergen, und der Frage nachzugehen: »Welche aus demBewusstsein geratenen Anteile meiner Persönlichkeit sindunzufrieden und womit?«Schließlich ist der Mann nicht nur Angestellter, sondernauch Mensch, Vater, Ehepartner und noch einiges mehr.Diese Persönlichkeitsanteile brauchen der beruflichenEntwicklung keinesfalls zuzustimmen; und sie zuignorieren hilft auch nicht.Vielleicht bekommt der Manneinfach Angst, seine Partnerschaft durch die neue beruf-liche Belastung und den damit verbundenen zusätzlichenZeitaufwand zu ruinieren; und wahrscheinlich wäre dieseAngst sogar berechtigt.Halten wir uns vor Augen: Vieles davon, was »ausseinem Bewusstsein geraten« ist, zählt der Mensch auto-matisch zum so genannten Negativen.Es wird immer dannals negativ empfunden, wenn es seine vorherrschendeSichtweise und gegenwärtigen Zielvorhaben stört.Trotzdem kann es für eine authentische Lebensführung-217-unerlässlich sein, die Zusammenhänge dieser lästigenStörungen wahrzunehmen und die darin enthaltenen(noch) verborgenen Absichten der Person zu erforschenund wo nötig zu integrieren.Das gilt für den Einzelnenebenso wie für ganze Nationen.Beispielsweise verbrauchen die Menschen gegenwärtig,was die Ressourcen dieses Planeten betrifft, etwa das 1,2-fache dessen, was die Erde wieder zur Verfügung stellenkann.Würden alle Menschen den gleichen Lebensstilpflegen, den US-Bürger praktizieren, verbrauchten wiretwa das Siebenfache.Den Bürgern der VereinigtenStaaten ist die Tatsache, dass sie ihre eigene Lebens-grundlage zerstören, allerdings aus dem Bewusstseingeraten (falls es jemals dort enthalten war); sie wollendavon nichts wissen.Deshalb empfinden sie die Kritik derWeltgemeinschaft als störend und überaus negativ.Dochwürde sich ihr Standpunkt und Verhalten ohne dieses oderanderes Negative - wie Kritik vonseiten der UNO oderÖlkrisen - jemals ändern? Wohl kaum.Wir sehen also: Was aus dem Bewusstsein eines Orga-nismus geraten ist und wieder dort hineinwill, wird auchdann als negativ empfunden, wenn es positive Zielrich-tungen für den Gesamtorganismus verfolgt.Auch wenn Klein empfiehlt, die guten Gefühle anzu-streben und sich nicht mit Negativem zu befassen, ändertdas nichts an der Tatsache, dass Menschen ihren Wegnicht finden, indem sie direkt auf das zugehen, was sie fürpositiv halten.Vielmehr brauchen sie das so genannteNegative zur Korrektur ihrer Richtung.Das verbundene GlückUm seine Thesen vom machbaren Glück zu stützen,versucht Klein, wie schon beschrieben, den Glückszustand-218-von anderen Zuständen zu entkoppeln.So ruft er denEindruck hervor, als gäbe es ein »Glück an sich« und alsständen die guten Gefühle nicht in Zusammenhang mitden schlechten Gefühlen.Doch so einfach ist das alles nicht.Gute Gefühle sind dieBelohnung des Organismus für kleine oder große Anstren-gungen
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